Für Akzeptanz muss man werben
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11. Mai 2021Augsburg, 13. Dezember 2020
Nachdem sich nicht-betroffene Passant*innen am Abend des 7. Dezembers von der Ankreidung eines Catcalls belästigt fühlten, rückten mehrere Streifenwagen und ein Feuerwehrauto an, um den Kreide-Schriftzug zu entfernen. Der angekreidete Catcall war sexistisch und rassistisch und von der Augsburger Initiative Catcalls of Augsburg (@catcallsofaugsburg) auf den Augsburger Rathausplatz geschrieben worden. Die Aktivistinnen von Catcalls of Augsburg machen mit ihren Ankreidungen auf sexuelle Belästigung sichtbar, indem sie die Catcalls mit Straßenkreide dort aufschreiben, wo die Betroffenen sie gehört haben.
Am 10. Dezember veröffentlichte die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber über den Instagram-Account der Stadt Augsburg ein Statement zu den Ereignissen, das für Betroffene von sexueller, rassistischer oder queerfeindlicher Diskriminierung nicht so stehengelassen werden konnte.
Gemeinsam mit Catcalls of Augsburg und weiteren Augsburger Gruppierungen haben wir die folgende, kollektive Antwort an Frau Weber verfasst:
Eva Weber nimmt in ihrem Statement keinen konkreten Bezug auf die Geschehnisse vom 07. Dezember. Weder auf das Agieren der Polizei, noch auf die Tatsache, dass es sich nicht nur um eine sexistische, sondern auch um eine rassistische Belästigung handelte.
Durch das Entfernen der Ankreidung werden Täter*innen geschützt und Betroffenen wird aktiv die Stimme genommen und ihre Diskriminierungserfahrung unsichtbar gemacht. Wenn die Stadt Augsburg tatsächlich gegen sexualisierte und rassistische Belästigung vorgehen möchte, darf die Entscheidung und das Handeln der Polizei daher nicht unkommentiert bleiben.
Dass mit keinem Wort erwähnt wird, dass die sexualisierte Belästigung auch rassistisch war, untergräbt die Tatsache, dass viele Menschen mehreren Diskriminierungsformen gleichzeitig ausgesetzt sind.
Auf Grund dieser Mehrfachdiskriminierung muss das Vorgehen gegen sexualisierte Belästigung und Gewalt intersektional stattfinden.
Deshalb fordern wir von der Stadt Augsburg und der Oberbürgermeisterin konkrete Vorschläge, wie sie in der Stadt ,Sensibilität’ für das Thema schaffen möchte – sowohl in der Stadtgesellschaft als auch in staatlichen Institutionen.
Dass sexuelle Belästigung inakzeptabel ist, ist keine neue Erkenntnis. Wenn ein Appell wie der der Oberbürgermeisterin wirksam wäre, wären derartige Probleme schnell gelöst.
Der Grund für sexistische und rassistische Belästigung und Gewalt liegt weniger an fehlender Achtung und Respekt, als an patriarchalen und rassistischen Strukturen, die schon seit Jahrhunderten existieren.
Daher muss die Stadt klar Haltung beziehen, Diskriminierung als strukturelles Problem anerkennen und vor allem Konsequenzen folgen lassen.
Unterzeichnet von
Catcalls of Augsburg (@catcallsofaugsburg)
Black Community Foundation Augsburg (@bcf.augsburg)
CSD Augsburg (@csdaugsburg)
Frauen*streik Augsburg (@frauenstreik_aux)
Klimacamp Augsburg (@klimacamp)
OpenAfroAux (@openafroaux)
pia pro familia (@pia_profamilia_augsburg)