Grußwort: CSD Deutschland e.V.
27. April 2020Solidarität mit Catcalls of Augsburg
13. Dezember 2020Für Akzeptanz muss man werben
Warum wir in Bayern einen Aktionsplan für Akzeptanz und Vielfalt brauchen
Trotz rechtlicher Fortschritte sind Lesben, Schwule, Bisexuelle sowie inter- und transgeschlechtliche Menschen nach wie vor alltäglichen Diskriminierungen ausgesetzt. Die größte bundesweite Jugendstudie „Coming-out – und dann…?!“ mit über 5.000 lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* sowie orientierungs*diversen und gender*diversen Jugendlichen zwischen 14 und 27 Jahren stellte 2015 fest, dass insgesamt acht von zehn Diskriminierung erlebt haben, bei den trans* und divers* geschlechtlichen Jugendlichen sind es gar neun von zehn. Auch andere Studien kommen zu der Erkenntnis, dass Diskriminierungen aufgrund einer nicht-heterosexuellen Orientierung und/ oder nicht-cisgeschlechtlichen Zugehörigkeit sehr häufig sind.
Akzeptanz können wir nicht per Gesetz verordnen. Die Politik ist aber in der Pflicht, dafür zu werben und diese notfalls einzufordern. Dort, wo fehlende Akzeptanz in politisch motivierte Hassgewalt umschlägt, muss der Rechtsstaat entschieden einschreiten. Alle anderen Bundesländer haben einen Aktionsplan für die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt erstellt. Bayern ist das einzige Bundesland ohne Aktionsplan.
Die Expert*innenanhörung im Bayerischen Landtag im November 2019 zum Thema „Akzeptanz von LGBTIQ*-Personen in Bayern“ hat jedoch eindrücklich bestätigt, dass es hier einen enormen Nachhol- und Verbesserungsbedarf gibt. So besteht z.B. im Bereich der Beratungsinfrastruktur ein eklatantes Gefälle zwischen Stadt und Land. Außerhalb Münchens gibt es so gut wie keine hauptamtlichen Beratungsangebote oder eine queere Infrastruktur. Sämtliche Expert*innen waren sich aber einig, dass es ein flächendeckendes Beratungsangebot für ganz Bayern braucht, wir brauchen mehr Aufklärung in Schulen, auch gezielte Kampagnen, um Diskriminierung im Gesundheitsbereich, im öffentlichen Raum und im Sport abzubauen. Nicht zuletzt muss Bayern bei der Bekämpfung homophober- und transphober Straftaten entschiedener vorgehen. Da hier die verschiedensten Politikbereiche betroffen sind, bestand Einigkeit bei allen Expert*innen, dass es dazu eines umfassenden Aktionsplans bedarf. Außerdem hätte ein solcher Aktionsplan auch Signalwirkung. Es wäre ein deutliches Zeichen, dass queere Menschen selbstverständlich zu Bayern gehören und es keinen Platz für Diskriminierung gibt.
Queere Menschen verstecken sich nicht mehr, sie wollen auch nicht mehr wegziehen in die Szeneviertel in Berlin oder Köln. Wir leben gerne in Bayern, zahlen unsere Steuern und haben ein Recht darauf, frei und sicher und ohne Diskriminierung leben zu können. Dafür werde ich mich im Bayerischen Landtag stark machen und zusammen mit Euch bei den Christopher Street Days laut und bunt für Sichtbarkeit sorgen. Gemeinsam werden wir unsere Rechte einfordern und die Staatsregierung zum Handeln zwingen.
Beitrag von Tessa Ganserer,
Queerpolitische Sprecherin, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Bayerischen Landtag